Der Dorf-Laden und die Menschen in Golzow

In dieser Podcast-Folge geht es um ein Dorf in Brandenburg.

Das Dorf heißt: Golzow.

Golzow ist ein kleines Dorf im Oderbruch.

Es ist nah an der Grenze zu Polen.

In Golzow leben etwa 800 Menschen.

In den letzten Jahren war es so:

In Golzow haben viele Geschäfte geschlossen.

Zum Beispiel:

• Die Kaufhalle

• Die Apotheke

• Die Post

• Die Sparkasse

Seitdem müssen die Menschen aus Golzow

für Erledigungen in die Nachbar-Städte fahren.

Die Menschen in Golzow finden das nicht gut.

Sie wollen, dass es in Golzow:

• mehr Geschäfte gibt.

• einen Treffpunkt für die Menschen gibt.

Deshalb haben sie eine Initiative gegründet.

Die Initiative heißt: Golzower für Golzow.

Das Ziel der Initiative:

In Golzow soll es wieder einen Dorfladen geben.

Mehr Infos über die Geschichte von Golzow

Golzow liegt in der ehemaligen DDR.

DDR ist kurz für: Deutsche Demokratische Republik.

Die DDR gab es in den Jahren von 1949 bis 1990.

Seit Oktober 1990 gehört das Land wieder zur Bundesrepublik Deutschland.

Als Golzow noch zur DDR gehörte, war es in Golzow so:

• Es gab viele Arbeits-Plätze.

   Zum Beispiel bei der LPG.

   LPG ist kurz für:

   Landwirtschaftliche Produktions-Genossenschaft.

   Die LPG war ein Zusammenschluss der Bauern.

• Es gab viele Geschäfte.

• Überall war viel los.

Seit es die DDR nicht mehr gibt,

hat sich in Golzow viel verändert.

Zum Beispiel:

• Die LPG wurde aufgelöst.

• Viele junge Leute sind aus Golzow weggezogen.

• Es gab immer weniger Geschäfte.

Auch die Schule musste fast schließen.

Der Grund dafür:

Es gab zu wenig Schul-Kinder.

In den letzten Jahren sind aber viele Flüchtlinge nach Golzow gezogen.

Flüchtlinge sind Menschen, die aus ihrem Heimat-Land geflohen sind.

Zum Beispiel weil es dort Krieg gibt.

Deshalb musste die Schule dann doch nicht schließen.

Die Menschen in Golzow waren froh darüber.

Frank Schütz ist der Bürgermeister von Golzow.

Er sagt: Im Jahr 2014 wurde ich Bürgermeister.

Zu der Zeit hat der letzte Dorfladen in Golzow geschlossen.

Auch die Bäckerei hat überlegt, zu schließen.

Da haben wir gefragt:

Was können wir tun?

Ich habe dann mit Christoph Muth geredet.

Christoph Muth ist Architekt und Städtebauer.

Er arbeitet an der Technischen Universität Darmstadt.

Christoph Muth hat uns geholfen.

Die Bäckerei musste dann zum Glück nicht schließen.

Sie hat jetzt kürzere Öffnungs-Zeiten.

Die Menschen in Golzow

wollten aber auch wieder einen eigenen Dorfladen haben.

Und sie wollten,

dass es in Golzow einen Treffpunkt für die Menschen gibt.

Deshalb arbeiten wir weiter

mit der Technischen Universität Darmstadt zusammen.

Alle überlegen zusammen:

• Was fehlt in Golzow?

• Was können wir tun?

Das ist etwas ganz Besonderes.

Tolle Menschen und Traditionen

Christoph Muth hat die Menschen in Golzow

in den letzten Jahren gut kennenglernt.

Er sagt:

Die Menschen in Golzow mögen ihr Dorf.

Und sie wollen dort gut leben können.

In den letzten Jahren war es aber so:

In Golzow gibt es keine Geschäfte.

Und die Menschen haben keinen Treffpunkt mehr.

Deshalb gehen die Menschen nur noch selten raus.

Die Menschen in Golzow wollen das ändern.

Deshalb setzen sie sich für das Dorf ein.

Sie sagen ihre Meinung.

Und sie haben viele gute Ideen.

Die Menschen in Golzow

bauen zum Beispiel ihr Gemüse selbst an.

Und sie kochen das Gemüse selbst ein.

Die Menschen in Golzow kennen das von früher.

Denn als Golzow noch zur DDR gehörte, war es so:

In Golzow gab es Obst- und Gemüse-Stationen.

Die Menschen haben ihr Gemüse dort abgegeben.

Und sie haben dafür Geld bekommen.

Das Anbauen und Einkochen von Gemüse

ist also eine wichtige Tradition in Golzow.

Für Christoph Muth sind solche Dinge wichtig.

Denn solche Traditionen

können eine Hilfe für den neuen Dorfladen sein.

Zum Beispiel:

Vielleicht kann der Dorfladen das Gemüse der Menschen verkaufen.

Die Planungen für den neuen Dorfladen

Der Dorfladen soll ein Treffpunkt für die Menschen in Golzow sein.

Deshalb soll der Dorfladen direkt am Dorfplatz sein.

Dort steht ein altes Gebäude.

In einem Teil von diesem Gebäude ist die Bäckerei.

Der andere Teil stand lange Zeit leer.

Im Jahr 2019 haben die Menschen in Golzow

zusammen mit der TU Darmstadt entschieden:

Hier soll der neue Dorfladen rein.

TU ist kurz für: Technische Universität.

Die Verwaltung von Golzow war einverstanden.

Und sie wollte den Ausbau bezahlen.

Sie konnte den Ausbau aber nur bezahlen,

wenn das Gebäude der Gemeinde Golzow gehört.

Deshalb wollte die Gemeinde Golzow

das Grundstück mit dem Gebäude kaufen.

Es gab aber ein Problem:

Niemand wusste,

wem das Grundstück gehört.

Die Verwaltung musste also erst herausfinden,

wem das Grundstück jetzt gehört.

Niemand wusste damals,

• ob man den Eigentümer findet und wie lange das dauert.

• ob der Eigentürmer das Grundstück verkauft.

Die Menschen in Golzow geben nicht auf

Die Menschen in Golzow wollten nicht warten,

bis die Verwaltung alles geklärt hat.

Deshalb haben sie mit dem Ausbau selbst angefangen.

Zum Beispiel:

• Der Senioren-Verein hat alle Fenster selbst repariert.

• Menschen haben Arbeits-Materialien gespendet.

  Zum Beispiel Bauteile und Werkzeug.

Die Studierenden von der TU Darmstadt haben dabei unterstützt.

Zum Beispiel:

• Sie haben Pläne für den Dorfladen gemacht.

• Sie haben Möbel für den Dorfladen gebaut.

• Sie haben Test-Verkäufe gemacht.

Auch vor dem Gebäude gab es Veränderungen.

Die Studierenden haben am Eingang

ein großes Holzgerüst gebaut.

Auf dem Holzgerüst haben sie ein großes Segel-Tuch befestigt.

Man nennt das: Sonnen-Segel.

Die Bäckerei hat unter dem Sonnen-Segel

Tische und Stühle aufgestellt.

Seitdem können die Gäste gemütlich draußen sitzen und Kaffee trinken.

Endlich gute Neuigkeiten

Im Jahr 2023 hat die Verwaltung

endlich den Eigentürmer vom Grundstück gefunden.

Seitdem ist auch klar:

Die Verwaltung kann das Grundstück kaufen.

Und sie kann den weiteren Ausbau vom Dorfladen bezahlen.

Jetzt müssen aber noch viele Dinge geklärt werden.

Zum Beispiel:

• Wem gehört der Dorfladen?

• Wer leitet den Dorfladen?

• Sollen die Menschen einen Verein gründen?

Sicher ist nur:

Die Menschen aus Golzow müssen weiter ehrenamtlich helfen.

Ehrenamtlich heißt:

• Sie machen das in ihrer Freizeit.

• Sie bekommen dafür kein Geld.

Sonst sind die Kosten für den Dorfladen zu hoch.

Das hat aber auch Vorteile.

Denn die Menschen in Golzow dürfen auch mitbestimmen.

Christoph Muth kennt die Wünsche der Menschen.

Er sagt:

Die Leute wollen eine Post haben.

Sie wollen auch Geld am Automaten abheben können.

Und sie wollen Lebensmittel kaufen können.

Aber sie wollen auch einen leeren Raum haben.

Dieser Raum soll dann für viele Dinge genutzt werden.

Zum Beispiel:

Ein Frisör kann einmal im Monat dort arbeiten.

Die Leute wollen aber auch eine Küche haben.

In der Küche können sie Lebensmittel weiterverarbeiten.

Zum Beispiel:

Es gibt hier überall viele Obst-Bäume.

Wir können das Obst ernten und daraus Marmelade machen.

Frank Schütz sagt:

Auf unserem Regional-Markt gibt es nur Händler aus unserer Region.

Viele Leute aus anderen Dörfern finden das gut.

Deshalb kommen sie zu unserem Markt.

Und sie bezahlen gerne etwas mehr Geld für die Produkte.

Denn sie wissen, wo alles herkommt.

Zum Beispiel das Gemüse oder die Wurst.

Auch im Dorfladen muss es Dinge geben,

die es nicht im Supermarkt gibt.

Dann kaufen viele Leute im Dorfladen ein.

Warten auf den Dorfladen: Gute Übergangs-Lösungen und neue Angebote

Im Jahr 2019 wusste niemand,

wann es in Golzow wieder einen Dorfladen gibt.

Die Menschen in Golzow wollten aber schnell:

• neue Einkaufs-Angebote haben.

• einen Treffpunkt haben.

Deshalb haben alle überlegt:

Was können wir tun, bis es wieder einen Dorfladen gibt?

Die Menschen in Golzow haben dann entschieden:

Wir machen einmal im Monat einen Regional-Markt.

Auf dem Regional-Markt können Händler aus dem Oderbruch

ihre Produkte verkaufen.

Christoph Muth organisiert den Markt zusammen

mit Sabina und Janina.

Sabina und Janina leben in Golzow.

Die beiden machen das ehrenamtlich.

Das heißt:

• Die beiden machen das in ihrer Freizeit.

• Und sie bekommen dafür kein Geld.

Sabina und Janina haben die Händler in der Region informiert.

Seitdem machen viele Händler beim Regional-Markt mit.

Es gibt viele verschiedene Produkte aus der Region.

Zum Beispiel:

• Lebensmittel

• Postkarten

• Blumen

Janina sagt:

Sabina und ich machen das ehrenamtlich.

Aber so viel Arbeit ist es gar nicht.

Die meisten Händler kommen ja jedes Mal.

Natürlich müssen wir ein bisschen organisieren.

Aber dafür haben wir eine WhatsApp-Gruppe.

Die meisten Händler wissen über alles Bescheid.

Da gibt es nur noch wenig zu tun.

Ein Dorfladen-Stand auf dem Regional-Markt

Auch der Dorfladen hat einen Stand auf dem Regional-Markt.

Der Dorfladen verkauft an dem Stand:

• Waffeln

• Kaffee

• Kuchen

Sabina kümmert sich um den Dorfladen-Stand.

Sabina sagt:

Am Anfang fehlten uns viele Dinge.

Da haben wir alle immer viele Dinge von zu Hause mitgebracht.

Zum Beispiel Thermos-Kannen.

Nach einiger Zeit hatten wir alles, was wir brauchen.

Jetzt bringe ich nur noch alles für die Waffeln mit.

Das passt gut in meine Tasche.

Geld für den Dorfladen und den Markt

Sabina nimmt am Dorfladen-Stand immer etwas Geld ein.

Von dem Geld werden dann neue Dinge

für den Dorfladen-Stand und für den Markt gekauft.

Sabina hat Ideen.

Sie sagt:

Ein großer Schirm wäre toll.

Und eine Lichterkette wäre schick.

Die Lichterkette können wir dann auch für den Weihnachts-Baum benutzen.

Wir wollen in diesem Jahr nämlich

einen Weihnachts-Baum auf dem Markt aufstellen.

Der Regional-Markt soll bleiben

Der Regional-Markt war eigentlich nur eine Übergangs-Lösung.

Sobald der Dorfladen eröffnet,

sollte es den Regional-Markt nicht mehr geben.

Die Menschen in Golzow finden den Regional-Markt aber toll.

Hier können sie einkaufen.

Und sie treffen Freunde und Bekannte.

Deshalb wollen jetzt viele Menschen,

dass es den Regional-Markt weiterhin gibt.

Christoph Muth sagt:

Der Regional-Markt ist für die Menschen in Golzow

sehr wichtig geworden.

Wir müssen noch klären,

ob es den Regional-Markt weiterhin geben kann.

Mehr Infos über diesen Podcast

In Brandenburg gibt es viele Menschen und Initiativen,

die etwas Gutes für andere tun.

Initiativen sind zum Beispiel:

• Vereine

• Arbeits-Gruppen

• Arbeits-Gemeinschaften

Wir stellen die Menschen und Initiativen vor.

Wir haben dafür eine Podcast-Serie.

Die Podcast-Serie heißt: Vielfalt in Brandenburg.

Dieser Podcast gehört zu der Podcast-Serie.

Die Bilder in diesem Text sind von:

© Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator Stefan Albers