Patricia Vester – Eine Künstlerin aus Potsdam

In dieser Podcast-Folge geht es um Patricia Vester.

Patricia Vester lebt in Potsdam.

Sie ist Künstlerin und Illustratorin.

Illustratoren zeichnen Bilder.

Zum Beispiel für Bücher und Poster.

Patricia Vester ist deutsche.

Sie ist in Potsdam geboren und aufgewachsen.

Das war aber nicht immer leicht.

Denn in Potsdam gab es früher sehr viel Rassismus.

Rassismus heißt:

Man behandelt einige Menschen schlechter als andere.

Zum Beispiel Menschen mit einer anderen Hautfarbe.

Patricia Vester hat eine dunkle Hautfarbe.

Und sie hat schon viel Rassismus erlebt.

Patricia Vester lebt aber trotzdem gerne in Brandenburg.

Sie hat dort viele Freunde.

Und sie arbeitet bei vielen verschiedenen Projekten mit.

Patricia Vester interessiert sich auch für Geschichte und Politik.

Besonders wichtig ist für sie der Kolonialismus.

Kolonialismus heißt:

Ein Land erobert Gebiete in einem anderen Land.

Die eroberten Gebiete nennt man: Kolonien.

Das Land bestimmt dann über die Menschen und die Rohstoffe in den Kolonien.

Rohstoffe sind zum Beispiel Öl und Erdgas.

Auch Deutschland hatte früher Kolonien in anderen Ländern.

Zum Beispiel in Afrika.

Patricia Vester sagt:

Die Kolonial-Zeit gehört zu unserer Geschichte.

Sie beeinflusst auch heute noch unser Denken und Handeln.

Zum Beispiel die Politik in Deutschland.

Viele Menschen wissen das nicht.

Deshalb müssen wir darüber reden.

Das ist sehr wichtig.

Zusammenarbeit mit Museen

Die Kolonial-Zeit gehört zur Geschichte von Deutschland.

Die meisten Museen zeigen aber bisher nicht,

was in der Kolonial-Zeit passiert ist.

Patricia Vester will das ändern.

Deshalb arbeitet sie mit vielen Museen zusammen.

Mehr Infos über das Leben in Brandenburg

Patricia Vester ist in Potsdam geboren und aufgewachsen.

Sie sagt:

Mein Vater war in unserem Dorf der erste Mann mit dunkler Haut.

Ich habe auch dunkle Haut.

Und ich habe deshalb

immer wieder schlimme Dinge erlebt.

Zum Beispiel:

• Menschen haben gesagt, dass ich anders bin.

• Ich durfte Freunde nicht zuhause besuchen,

   weil die Eltern das nicht wollten.

Das alles ist Rassismus.

Das hat schon im Kindergarten angefangen.

Und ich musste immer überlegen:

Wie gehe ich damit um?

Was kann ich tun?

Deshalb ist Rassismus für mich ein wichtiges Thema.

Das ist schon so, seit ich denken kann.

Das alles war auch für meine Mutter nicht leicht.

Sie hat auch viele schlimme Dinge erlebt.

Zum Beispiel:

Menschen haben in den Kinderwagen gespuckt.

Deshalb hat sich meine Mutter immer große Sorgen gemacht.

Zum Beispiel an meinem ersten Schultag.

Sie hat sich gefragt,

ob jemand schlimme Dinge zu mir sagen wird.

In den 1990er Jahren gab es in Brandenburg sehr viel Rassismus.

Da wurden Menschen mit Baseball-Schlägern gejagt.

Sie wurden bedroht und verprügelt.

Da hatten alle große Angst.

Viele Jahre später bin ich selbst Mutter geworden.

Und dann fing alles wieder von vorne an.

Mein Sohn hat auch dunkle Haut.

Deshalb behandeln ihn Menschen oft anders.

Zum Beispiel im Kindergarten.

Das war alles sehr schwer.

Unterstützung und Veränderung

Ende der 1990er Jahre hat sich in Potsdam viel verändert.

Immer mehr Menschen haben gesagt:

Wir wollen keinen Rassismus.

Es gab viele Aktionen von neuen Gruppen und Vereinen.

Auch die Stadt Potsdam hat mehr gegen Rassismus getan.

Zum Beispiel:

Die Stadt Potsdam hat ein Bündnis gegründet.

Das Bündnis heißt:

Potsdam bekennt Farbe.

In dem Bündnis sind Vereine und Gruppen aus Potsdam.

Alle überlegen gemeinsam:

Was können wir gegen Rassismus tun?

Patricia Vester sagt:

Es gab viele Demonstrationen und Veranstaltungen.

Ich fand das gut.

Und ich habe mich dadurch sicher gefühlt.

Das war aber nicht bei allen Menschen so.

Wir wollten mal ein Fest machen.

Wir haben viele Menschen aus anderen Städten eingeladen.

Da waren auch viele Menschen mit dunkler Haut dabei.

Zu dem Fest ist dann niemand gekommen.

Denn die Menschen hatten Angst vor Angriffen.

Ich habe mich bis jetzt aber sehr sicher gefühlt.

Die Situation heute

In den letzten Jahren gab es aber wieder mehr Probleme.

Es gab wieder mehr Angriffe auf Menschen mit dunkler Haut.

Ein Grund dafür ist die AfD.

AfD ist kurz für: Alternative für Deutschland.

Die AfD ist eine Partei.

Die Partei gibt es seit dem Jahr 2013.

Die AfD sagt:

In Deutschland leben sehr viele Menschen aus anderen Ländern.

Diese Menschen haben

eine andere Religion und eine andere Lebensweise.

Das ist schlecht für Deutschland.

Patricia Vester sagt:

Wir haben nicht gut auf die AfD geachtet.

Wir wussten nicht, wie sich diese Partei entwickelt.

Die AfD hat sich um Jugendliche gekümmert.

Das haben wir nicht gemerkt.

Denn wir haben uns nicht um die Jugendlichen gekümmert.

Das war ein Fehler.

Jetzt sind die Jugendlichen erwachsen.

Und viele von ihnen wählen die AfD.

Viel Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen

Deshalb ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

für Patricia Vester heute sehr wichtig.

Kinder und Jugendliche können bei ihr ein Praktikum machen.

Und sie macht Seminare zum Thema Rassismus.

Unterstützung für Gruppen und Vereine

Patricia Vester hat viel Rassismus erlebt.

Das hat ihre Meinung über Politik beeinflusst.

Deshalb unterstützt sie heute Gruppen und Vereine,

• die etwas gegen Rassismus tun.

• die sich für die Rechte von Frauen einsetzen.

  Zum Beispiel das Autonome Frauenzentrum Potsdam.

Mehr Infos über die Arbeit als Illustratorin

Patricia Vester arbeitet viel von zu Hause.

Sie hat in ihrer Wohnung einen Schreibtisch.

Hier arbeitet sie an ihren Projekten.

Zum Beispiel:

• Sie zeichnet Bilder für Bücher.

• Sie zeichnet Bilder für Poster.

Patricia Vester erzählt, wie sie Illustratorin wurde:

Ein Freund hat ein Buch geschrieben.

Er hat mich gefragt,

ob ich das Titelbild für das Buch zeichne.

Ich habe das gemacht.

Und ich habe auch andere kleine Bilder für das Buch gezeichnet.

Dem Verlag haben meine Zeichnungen gut gefallen.

Deshalb hat der Verlag mich gefragt:

Hast du noch mehr Zeichnungen?

Ich hatte noch viele andere Zeichnungen.

Dann habe ich ein eigenes Buch mit Zeichnungen gemacht.

Das Buch heißt:

Nackte Frauen.

In dem Buch geht es darum, wie Frauen sich fühlen.

So hat alles angefangen.

Dann haben immer mehr Menschen gefragt,

ob ich Bilder für sie zeichne.

Arbeit an vielen verschiedenen Projekten

Heute ist Patricia Vester eine bekannte Illustratorin.

Sie arbeitet für viele verschiedene Einrichtungen.

Zum Beispiel für Museen und Stiftungen.

Deshalb macht sie immer wieder neue Projekte.

Zum Beispiel:

• Sie hat Bilder für ein Tanz-Festival in England gezeichnet.

• Sie hat zusammen mit der Autorin Tupoka Ogette ein Buch gemacht.

   In dem Buch geht es um Rassismus.

Das neueste Projekt ist gerade fertig.

Es ist ein Buch über das Leben von Bilillee Ajamé Machbuba.

Bilillee Ajamé Machbuba war eine Sklavin.

Sie lebte im 19. Jahrhundert.

Patricia Vester hat das Buch selbst geschrieben.

Und sie hat die Bilder für das Buch gezeichnet.

Mehr Infos über die Zusammenarbeit mit Museen

In Deutschland gibt es heute viele prächtige Schlösser.

Und es gibt viele wertvolle Kunstwerke.

Diese Dinge gibt es aber nur,

weil Deutschland früher andere Länder ausgebeutet hat.

Patricia Vester sagt:

Deutschland kümmert sich gut um die Schlösser und Kunstwerke.

Die Menschen müssen aber verstehen,

warum Deutschland das macht.

Der Grund ist:

Deutschland zeigt damit,

dass es immer noch ein mächtiges Land ist.

Projekt im Schloss Charlottenburg

Die meisten Museen in Deutschland zeigen nicht,

was in der Kolonial-Zeit passiert ist.

Patricia Vester will das ändern.

Deshalb hat sie bei verschiedenen Projekten mitgearbeitet.

Ein Projekt war im Schloss Charlottenburg.

Im Schloss Charlottenburg gab es im Jahr 2023 eine Kunst-Ausstellung.

In der Kunst-Ausstellung ging es um die Kolonial-Zeit.

Patricia Vester hat an dieser Ausstellung mitgearbeitet:

• Sie hat einen Raum in der Ausstellung gestaltet.

• Sie hat ein Gedicht geschrieben.

• Sie hat ein Buch geschrieben und Bilder dafür gezeichnet.

In dem Buch geht es um Bilillee Ajamé Machbuba.

Bilillee Ajamé Machbuba lebte im 19. Jahrhundert.

Über Bilillee Ajamé Machbuba wurde schon viel geschrieben.

Aber in den Texten stand immer:

Bilillee Ajamé Machbuba war eine Mätresse.

Eine Mätresse ist eine Geliebte oder eine Freundin.

Für Patricia Vester ist das falsch.

Sie sagt:

Ein deutscher Fürst hat Bilillee Ajamé Machbuba gekauft.

Da war sie etwa 11 oder 12 Jahre alt.

Seitdem war sie die Sklavin von dem Fürsten.

Das heißt:

Der Fürst hat über das Leben des Mädchens bestimmt.

Zum Beispiel:

Bilillee Ajamé Machbuba musste Sex mit dem Fürsten haben.

Das ist Missbrauch.

Bilillee Ajamé Machbuba war ein kluges Mädchen.

Und der Fürst hat viel von ihr gelernt.

Zum Beispiel über die Heilkunst in ihrem Land.

In meinem Buch schreibe ich über ihr Leben als Sklavin.

Und ich habe viele Bilder dazu gezeichnet.

Eine Wand zum Gedenken an Bilillee Ajamé Machbuba

Patricia Vester hat einen Raum in der Ausstellung gestaltet.

An einer Wand sind 9 Bilder aus ihrem Buch.

Die Bilder zeigen Bilillee Ajamé Machbuba mit dem Fürsten.

Zum Beispiel wie er sie kauft und dann mit ihr reist.

Neben den Bildern ist ein Gedicht über Bilillee Ajamé Machbuba.

Patricia Vester hat das Gedicht selbst geschrieben.

Sie sagt:

Die Menschen sollen sich selbst ein Bild über Bilillee Ajamé Machbuba machen.

Deshalb habe ich das Gedicht geschrieben.

Jedes Wort beschreibt etwas, das Bilillee Ajamé Machbuba erlebt hat.

Zum Beispiel steht in dem Gedicht das Wort: geheilt.

Jeder Mensch kann sich jetzt fragen:

Was bedeutet dieses Wort für mich?

Für Patricia Vester ist diese Arbeit sehr wichtig.

Sie sagt:

Die Kolonial-Zeit gehört zu unserer Geschichte.

Aber wir lernen nur wenig über die Kolonial-Zeit.

Zum Beispiel in der Schule.

Das muss sich ändern.

Wir müssen darüber reden, was damals passiert ist.

Das hilft uns dabei,

• Probleme besser zu erkennen.

• die Welt heute besser zu verstehen.

Mehr Infos über diesen Podcast

In Brandenburg gibt es viele Menschen und Initiativen,

die etwas Gutes für andere tun.

Initiativen sind zum Beispiel:

• Vereine

• Arbeits-Gruppen

• Arbeits-Kreise

Wir stellen die Menschen und Initiativen vor.

Wir haben dafür eine Podcast-Serie.

Die Podcast-Serie heißt: Vielfalt in Brandenburg.

Dieser Podcast gehört zu der Podcast-Serie.

Die Bilder in diesem Text sind von:

© Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator Stefan Albers