Vielfalt in Brandenburg: Die Controllettis
In dieser Podcast-Folge geht es um ein Prüf-Büro für Leichte Sprache.
Das Prüf-Büro heißt: Die Controllettis.
Das Prüf-Büro gehört zu den Teltower Diakonischen Werkstätten.
Die Teltower Diakonischen Werkstätten haben
viele Arbeits-Plätze für Menschen mit geistiger Behinderung.
Das Prüf-Büro ist in Teltow-Fläming.
Teltow-Fläming ist ein Landkreis in Brandenburg.

Die Controllettis gibt es seit Juli 2022.
In dem Prüf-Büro arbeiten 10 Menschen mit geistiger Behinderung.
Die Menschen arbeiten dort einmal in der Woche.
An den anderen Wochen-Tagen arbeiten sie in anderen Bereichen.
Zum Beispiel:
• im Gartenbau,
• in einer Wäscherei,
• in der Montage.

Was machen die Controllettis?
Die Controllettis lesen Texte in Leichter Sprache.
Sie prüfen die Texte auf Verständlichkeit.
Das heißt, sie prüfen:
Können alle Menschen den Text gut verstehen?
Zum Beispiel:
• Menschen mit einer geistigen Behinderung
• Menschen mit Lernschwierigkeiten

Ist ein Text zu schwer?
Dann überlegen die Controllettis gemeinsam:
Wie kann man den Text leichter machen?
Zum Beispiel:
Gibt es leichtere Wörter, die wir benutzen können?

Inge Naundorf hat das Prüf-Büro gegründet.
Sie schreibt Texte in Leichter Sprache.
Und sie prüft die Texte gemeinsam mit den Controllettis.
Inge Naundorf sagt:
Ich wollte, dass es in Brandenburg ein Prüf-Büro gibt.
Deshalb habe ich mit Janny Armbruster gesprochen.
Janny Armbruster ist die Behinderten-Beauftragte von Brandenburg.
Janny Armbruster hat mich unterstützt.
Deshalb gibt es jetzt die Controllettis.

Die Mitglieder
Andreas, Gabi und Cindy gehören zu den Controllettis.
Andreas und Gabi arbeiten sonst in einem anderen Arbeits-Bereich.
Der Arbeits-Bereich heißt: Montage.
Montage spricht man so aus: Monn-tahsche.
Sie bauen dort Kleinteile zusammen.

Andreas sagt:
Ich wollte mal etwas Neues ausprobieren.
Deshalb mache ich bei den Controllettis mit.
Die Arbeit hier macht mir viel Spaß.

Gabi sagt:
Die Arbeit ist interessanter und aufregender als andere Arbeit.
Man lernt viel Neues kennen.
Cindy sagt:
Man wird durch diese Arbeit neugieriger.
Was ist Leichte Sprache?
Texte sind oft sehr schwer geschrieben.
Viele Menschen können die Texte dann nicht verstehen.
Das ist ein großes Problem.

Deshalb gibt es Leichte Sprache.
Für Leichte Sprache gibt es Regeln.
Zum Beispiel:
• Man benutzt einfache Wörter.
• Man schreibt kurze Sätze.

Viele Menschen können Texte in Leichter Sprache besser verstehen.
Deshalb sind Texte in Leichter Sprache sehr wichtig.
Inge Naundorf sagt:
Menschen mit einer geistigen Behinderung
brauchen Leichte Sprache.
Ich vergleiche das immer so:
Menschen mit Rollstuhl brauchen eine Rollstuhl-Rampe.
Und Menschen mit einer geistigen Behinderung
brauchen Leichte Sprache.

Die meisten Menschen verstehen,
dass Rollstuhl-Rampen wichtig sind.
Bei der Leichten Sprache ist das aber anders.
Viele Menschen denken,
Leichte Sprache ist nicht so wichtig.
Zum Beispiel,
• weil Leichte Sprache wie Baby-Sprache klingt.
• weil Leichte Sprache nicht so viele Menschen brauchen.

Aber es ist so:
Es gibt Menschen,
• die Rollstuhl-Rampen brauchen.
• die Gebärden-Sprache brauchen.
• die Blinden-Schrift brauchen.
Leichte Sprache brauchen aber noch viel mehr Menschen.
Ohne Leichte Sprache können sich diese Menschen nicht informieren.
Deshalb ist Leichte Sprache sehr wichtig.

Zum Glück gibt es immer mehr Texte in Leichter Sprache.
Das liegt auch daran, dass es Gesetze für Leichte Sprache gibt.
Zum Beispiel:
• die UN-Behindertenrechts-Konvention.
• das Bundes-Teilhabe-Gesetz.

Regeln für Leichte Sprache
Das Netzwerk Leichte Sprache
hat Regeln für Leichte Sprache aufgeschrieben.
Das Netzwerk Leichte Sprache ist ein Verein.
Eine sehr wichtige Regel heißt:
Menschen mit geistiger Behinderung
prüfen die Texte auf Verständlichkeit.
Man nennt diese Menschen: Prüfleser.

Die Controllettis halten sich an diese wichtige Regel.
Deshalb dürfen die Controllettis
das Siegel vom Netzwerk Leichte Sprache benutzen.
Ein Siegel ist ein kleines Bild.
Das Bild soll zeigen: Das ist gute Leichte Sprache.
Das Prüfen von Texten ist keine leichte Aufgabe.
Deshalb haben die Controllettis eine Ausbildung gemacht.
In der Ausbildung haben sie
die Regeln von Leichter Sprache kennengelernt.
So wissen sie, worauf sie beim Prüfen achten müssen.

Bei Texten in Leichter Sprache gibt es auch immer Bilder.
Inge Naundorf sagt:
Bilder sind ganz wichtig.
Sie helfen dabei, den Text besser zu verstehen.
Oft fehlen aber die Bilder.
Das macht mich traurig.

Ich denke, oft ist es so:
Vielen ist es egal, ob ihre Texte in Leichter Sprache gut sind oder nicht.
Ich finde das nicht in Ordnung.
Denn es zeigt, dass sie keinen Respekt vor den Menschen mit Behinderung haben.
Welche Texte prüfen die Controllettis?
Die Controllettis prüfen unterschiedliche Texte.
Inge Naundorf sagt:
Wir haben viele Texte von öffentlichen Stellen.
Öffentliche Stellen sind zum Beispiel Ministerien und Ämter.
Wir haben auch viele Texte von Parteien oder Universitäten.
Manche Texte sind für Internet-Seiten, manche Texte sind für Broschüren.

Wir lesen also Texte mit ganz verschiedenen Themen.
Zum Beispiel:
• Wie beantrage ich einen Personalausweis?
• Wie eröffne ich ein Bank-Konto?
• Wie mache ich eine Bank-Überweisung?
Ich denke, das ist sehr schön.
So lernen die Controllettis viel über das Leben.
Und sie können sich über verschiedene Themen informieren.

Mehr Texte in Leichter Sprache
Die Controllettis wollen, dass es mehr Leichte Sprache gibt.
Sie sagen:
Es gibt so viele Infos, die zu schwer geschrieben sind.
Zum Beispiel:
• Infos von Arzt-Praxen und Krankenhäusern
• Nachrichten
• Gebrauchs-Anweisungen auf Verpackungen
Und auch im Internet gibt es bisher nur wenige Infos in Leichter Sprache.
Amazon hat zum Beispiel keine Leichte Sprache.
Die Controllettis wollen das ändern.

Fehlt ihnen irgendwo Leichte Sprache?
Dann schreiben sie Briefe oder E-Mails an die Verantwortlichen.
Zum Beispiel an
• Politiker und Politikerinnen.
• den Radiosender RBB
RBB ist kurz für: Rundfunk Berlin und Brandenburg.

Inge Naundorf sagt:
Wir wollen, dass es beim RBB Nachrichten in Leichter Sprache gibt.
Deshalb schreiben wir seit Monaten Briefe an den RBB.
Der RBB antwortet aber nicht.

So etwas passiert leider sehr oft.
Wir haben schon sehr viele Briefe und E-Mails an verschiedene Stellen geschrieben.
Meistens bekommen wir keine Antwort.
Wir haben das Gefühl, dass es niemanden interessiert.
Dann sind wir enttäuscht.
Denn es zeigt, dass die Angelegenheiten von Menschen mit Behinderung wohl nicht wichtig sind.
Ich finde, Menschen mit Behinderung werden dadurch benachteiligt.
Ich hoffe, das ändert sich irgendwann in Deutschland.

Mehr Infos über diesen Podcast
In Brandenburg gibt es viele Menschen und Initiativen, die etwas Gutes für andere tun.
Initiativen sind zum Beispiel:
• Vereine
• Arbeits-Gruppen
• Arbeits-Gemeinschaften
Wir stellen die Menschen und Initiativen vor.
Wir haben dafür eine Podcast-Serie.
Die Podcast-Serie heißt: Vielfalt in Brandenburg.
Dieser Podcast gehört zu der Podcast-Serie.

Hier gibt es mehr Infos über Inge Naundorf: https://www.naundorf.de/
Hier gibt es mehr Infos über die Controllettis: https://www.diakonie-portal.de/aktuelles/alle-meldungen/erstes zertifiziertes-pruefbuero-fuer-leichte-sprache-im-land-brandenburg-wird-eroeffnet
Hier gibt es mehr Infos über das Netzwerk Leichte Sprache e. V.: https://www.leichte-sprache.org/
Die Bilder in diesem Text sind von: © Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator Stefan Albers