Auf Honorarbasis: Recherche und Konzeption Ausstellung zu Kommunaler Wertschöpfung

Bei Interesse senden Sie Ihr Angebot bitte bis zum 15. September 2025 per Mail an jana.mittag@boell-brandenburg.deZur Vergleichbarkeit der Angebote machen Sie bitte kenntlich zu welchem Tagessatz (brutto) Sie mit wie vielen Tagen planen. Der in den ToR formulierte Zeitrahmen muss aufgrund unser Fördergegebenheiten eingehalten werden. Bitte bewerben Sie sich nur, wenn Sie dies garantieren können. Herzlichen Dank! Wir freuen uns auf Ihr Angebot. Für Rückfragen stehen wir Ihnen unter 0331 / 870 00 801 oder unter info@boell-brandenburg.de zur Verfügung.

Frau pflanzt Salat in Wiese

Terms of Reference: Kommunale Wertschöpfung im ländlichen Brandenburg

Hintergrund und Anlass

Es steht nicht gut um die Kommunalfinanzen in Brandenburg. Städte, Gemeinden und Landkreise haben in den vergangenen Jahren große Defizite angehäuft. Einzelne Kommunen oder Landkreise, wie Ostprignitz-Ruppin, haben in diesem Jahr aufgrund der angespannten finanziellen Situation bereits Haushaltssperren verhängt. Dabei haben die Kommunen auf die Ursachen teils kaum Einfluss. Neben Kostensteigerungen u.a. im Personalbereich, gelten vor allem Mittelkürzungen aus dem Landeshaushalt als gewichtigste Ursache.

Neben der Einnahme von Steuern und Gebühren erhalten Gemeinden vor allem Mittel über den kommunalen Finanzausgleich vom Land. In den Haushaltsverhandlungen 2025 stand bspw. der Familienlastenausgleich zur Disposition, er konnte jedoch nach intensiven Verhandlungen für 2025 und 2026 vollständig erhalten werden. Ohne den Familienlastenausgleich wären viele Kommunen zu drastischen Kürzungen im Bereich Soziales, Kultur und bei den freiwilligen Leistungen gezwungen gewesen. Ab 2026 müssen sich die Kommunen anteilig an den Einsparungen im Landeshaushalt beteiligen. Die Herausforderungen nehmen also in den kommenden Jahren für die Gemeinden noch zu.

Über Steuern, Gebühren und Zuwendungen vom Land hinaus haben die Kommunen die Möglichkeit, über die Stärkung der lokalen und regionalen Wirtschaft ihre finanzielle Situation abzusichern. Im ländlichen Brandenburg gibt es heute zwei wichtige Wirtschaftszweige: die Landwirtschaft und die Energiewirtschaft. Beide können im Sinne kommunaler Wertschöpfung Wirtschaftskreisläufe in den Kommunen entwickeln, Beschäftigung schaffen und den Kommunen sowie ihren Anwohner*innen direkte und indirekte Einnahmen ermöglichen. Konkret können die Gemeinden hier ihre Steuereinnahmen erhöhen, zum anderen aber auch direkte Einnahmen generieren, wie bspw. über Abgaben aus Solar- und Windparks (gem. BbgPVAbgG, BbgWindAbgG,§6 EEG).

Kommunale Wertschöpfung ermöglicht den Kommunen eine stärkere Unabhängigkeit von Ausgleichszahlungen durch das Land. Mit den Einnahmen können sie kommunale Daseinsvorsorge und somit wichtige kommunale Dienstleistungen gewährleisten. Mit mehr finanziellem Handlungsspielraum kann die Kommune diese sozialer ausgestalten.

Das Einbinden und Beteiligen der Bevölkerung ist dabei kein Kann, sondern ein Muss: Auf keiner anderen staatlichen Ebene sind die Folgen von Entscheidungen so unmittelbar für die Bürger*innen spürbar wie auf der kommunalen. Gleichwohl sind auch auf keiner anderen Ebene die Wirkungsmöglichkeiten für die Bürger*innen so groß, wie bei der Gestaltung des direkten Lebensumfeldes in der Kommune. Dabei kann die lokale Entscheidungsfindung sehr komplexe Strukturen annehmen, so dass es für interessierte und engagierte Menschen schwierig sein kann, diese zu verstehen und sich selbst aktiv mit eigenen Anliegen einzubringen. Hier gilt es Bürger*innen fit zu machen im Verstehen kommunalpolitischer Strukturen und ihren Beteiligungsmöglichkeiten in diesen Strukturen, denn nur so können wir sie ins Handeln bringen.

Welche Erfahrungen gelungener kommunaler Wertschöpfung bereits in Brandenburger Kommunen gemacht wurden und wie diese positiv auf die Gemeinden wirken, soll im Sinne von Best Practice in einer Plakatausstellung für die anderen Kommunen in Brandenburg zusammengetragen und aufbereitet werden.

Methodik

Die Inhalte der Plakatausstellung werden über eine Deskrecherche sowie durch Gespräche mit relevanten Akteur*innen erarbeitet. Für die Gespräche in Frage kommende Gesprächspartner*innen sind kommunale Amtsinhaber*innen und Gemeindevertreter*innen, Gemeindeverwaltungen, Unternehmer*innen/Investor*innen, Landwirt*innen, Anwohner*innen und weitere Akteur*innen im ländlichen Brandenburg. Diese sollten aus Orten kommen, die gute Erfahrungen mit Projekten der kommunalen Wertschöpfung gemacht haben und diese teilen möchten. Die Ergebnisse der Recherche werden im Sinne von best practices gut verständlich und zugänglich aufbereitet.

 

Zweck, Ziel und Nutzung

Vorrangiger Zweck der zu erarbeitenden Ausstellung ist es, Erfahrungen von den Kommunen, die bereits erfolgreich Einnahmen aus lokaler Wertschöpfung generieren, an jene Kommunen zu vermitteln, die hier noch am Anfang stehen. Es geht um einen Wissens- und Erfahrungstransfer.

Ziel der Recherche und Konzepterstellung für die Ausstellung ist es deshalb, die bisher gemachten Erfahrungen ausgewählter Brandenburger Kommunen im Bereich Kommunale Wertschöpfung aus verschiedensten Bereichen zu erheben. Die erhobenen Informationen sollen dann sinnvoll und nutzbringend für andere Kommunen aufbereitet und diesen im Rahmen einer best practice-Plakatausstellung zur Verfügung gestellt werden. Ziel ist es, abzubilden, wie Kommunen in Zeiten sinkender Zuwendungen durch das Land ihre finanziellen Ressourcen durch kommunale Wertschöpfung ausgleichen können. Dieses Wissen soll anschaulich, lösungsorientiert und praktisch vermittelt werden. 

Die Ausstellung ist aus Perspektive der Erfahrungspraxis der Zielgruppe heraus zu entwickeln: Welche Fragestellungen sind relevant? An welchen Stellen braucht es dringend Lösungen? Wie könnten diese aussehen? Hierfür ist im Rechercheprozess die Perspektive der Zielgruppe abzuholen.

Nutzer*innen bzw. Besucher*innen der Ausstellung sind Gemeindevertretungen, Bürgermeister*innen, Gemeindeverwaltungen, Anwohner*innen u.a. in entsprechenden ländlichen Gemeinden Brandenburgs. Die Ausstellung soll sie inspirieren, Möglichkeiten lokaler Wertschöpfung kennenzulernen, zu bewerten und ggf. nachzuahmen.

 

Aufgabenbeschreibung

Die Rechercheergebnisse und das entwickelte Konzept dienen als Grundlage für die spätere textliche und gestalterische Ausarbeitung der Ausstellung (2026).

In Kooperation und Abstimmung mit der Auftraggeberin werden relevante Kommunen in Brandenburg recherchiert. Die Kommunen werden danach ausgewählt, welche Arten der kommunalen Wertschöpfung sie nutzen. Hier soll möglichst eine Bandbreite an Beispielen aus verschiedenen Bereichen erhoben werden (Solar- und Windparks/Energiewirtschaft, Holzverarbeitende Industrie, Land- und Ernährungswirtschaft, Tourismus, etc.). Die Beispiele sollten möglichst nachhaltig und sozial sein, ggf. bilden sie eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ab. Eine regionale Verteilung der Beispiele in ganz Brandenburg ist wünschenswert. Die Gewichtung wird im Vorfeld mit der Auftraggeberin abgestimmt (maximal ein Tourismusbeispiel, etc.). Ziel ist es, anschauliche Beschreibungen der Wertschöpfung mit den beteiligten Akteur*innen zu erheben. Im Idealfall sind Umsetzende vor Ort bereit, mit Bild und O-Ton auf einem Plakat zitiert zu werden. Diese Bereitschaft soll abgefragt werden.

Das Konzept soll dementsprechend folgende Punkte aufgreifen:

  1. Rahmung: Kurze Skizzierung der finanziellen Situation Brandenburger Kommunen, i.S.v. Einnahmemöglichkeiten und deren aktuelle Entwicklungen (hier v.a. Kommunaler Finanzausgleich)
     
  2. Recherche von gelungenen Beispielen kommunaler Wertschöpfung in Brandenburg
     
  3. Die umsetzenden Akteur*innen dieser Beispiele (Kommunalpolitik, lokale Wirtschaft/Unternehmer*innen, Anwohner*innen), inklusive Kontakt zu diesen Ansprechpartner*innen (Mail und Telefon)
     
  4. Zusammenfassender Überblick der recherchierten Möglichkeiten kommunaler Wertschöpfung
     
  5. Zusammenfassender Überblick über „Erfolgskriterien“, begünstigende Rahmenbedingungen (politische und andere), etc.

Erstellt werden soll eine Ausstellung mit 12 Plakaten. Wir wünschen uns deshalb die Recherche von etwa 15 Beispielen, aus denen wir auswählen können.

 

Zeitlicher Ablauf und Vorgehen
 

Die folgenden Arbeitsschritte werden umgesetzt:

  1. Erstellen eines Rechercheplans mit den wichtigsten Arbeitsschritten: 30.09.2025
  2. Zusammenstellen der zu befragenden Akteur*innen in Brandenburg: 30.09.2025
  3. Feedbackrunde mit der Auftraggeberin: 01.10.2025
  4. Gespräche mit Akteur*innen und Recherche: 02.11.2025
  5. Feedbackrunde mit der Auftraggeberin: 03.11.2025
  6. Auswertung der Recherche und Gespräche sowie Entwurf des Konzepts: 12.11.2025
  7. Feedbackrunde mit der Auftraggeberin: 13.11.2025
  8. Fertigstellen des Konzepts und Abnahme durch die Auftraggeberin: 17.11.2025

    Expert*innen

Mit der Umsetzung der Studie wird ein*e entsprechende*r Anbieter*in beauftragt, die recherchestark ist und Kenntnisse im Themenbereich mitbringt. Bei der Auswahl wird darauf geachtet, dass der*die Anbieter*in aus der Zielgruppenperspektive heraus arbeiten kann und die Ergebnisse verständlich und zugänglich für die kommunale Ebene aufbereiten und formulieren kann. Wünschenswert sind Kenntnisse:

  • der relevanten Akteurslandschaft (lokale Unternehmen, kommunale Akteur*innen, Verwaltungsstruktur)
  • der kommunalen Instrumente im Bereich Kommunalfinanzierung
  • praxisnahe Fachkenntnisse aus dem Bereich lokale Wertschöpfung

Auch Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit kommunalen Akteur*innen Brandenburgs sind von Vorteil.
 

Ergebnisse und Produkt


Die Rechercheergebnisse werden von der*dem Auftragnehmer*in in einem Konzept verarbeitet, das sich wie folgt gliedert:

  1. Die einführende Zusammenfassung (Abstract) umfasst maximal zwei Seiten und gibt einen zusammenfassenden Ausblick auf die Ergebnisse der Recherche. (maximal 2 Seiten)
     
  2. Die Einleitung stellt im Sinne einer Rahmung Hintergrund und Fragestellung der zu entwickelnden Ausstellung vor. (maximal 2 Seiten)
     
  3. Im Hauptteil des Konzepts werden Best Practice Beispiele zu Möglichkeiten kommunaler Wertschöpfung vorgestellt. Zu jedem Beispiel werden die umsetzenden Ansprechpartner*innen mit E-Mail- und Telefonkontakt benannt. Ihre Bereitschaft mit einem O-Ton und Foto in der Ausstellung zitiert zu werden, wird hier ebenfalls notiert. (maximal 20 Seiten)
     
  4. In einem Überblick werden alle recherchierten Möglichkeiten kommunaler Wertschöpfung übersichtsartig zusammengefasst. (maximal 2 Seiten)
     
  5. Im Schlussteil werden die recherchierten „Erfolgskriterien“ und begünstigenden Rahmenbedingungen (politische und andere) übersichtsartig zusammengefasst. (maximal 2 Seiten)
     
  6. Im Anhang wird ein Verzeichnis der Interviewpartner*innen aufgenommen. (maximal 2 Seiten)

 

Die Ergebnisse liegen zum 17. November 2025 als Word-Dokument im Umfang von maximal 30 Seiten bei der Geschäftsführung der Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg für Ökologie, Demokratie und Soziales e.V. (jana.mittag@boell-brandenburg.de) vor. Die Abgabefrist ist vor dem Hintergrund der Förderperiode zwingend einzuhalten.